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Küche und Bad: Was man wirklich zum Putzen braucht

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Ein Blick unter die Spüle: Solche chaotischen Ansammlungen von Putzmitteln kennt vermutlich jeder. Seit Jahrzehnten überschwemmt uns die Industrie ständig mit immer neuen, supertollen Reinigern und inzwischen man hat den Eindruck, dass man fürs Waschbecken, die Badewanne, die Spüle und jeden weiteren Zentimeter der Wohnung einen eigenen Spezialreiniger benötigt.
Kein Wunder, denn mit Putz- und Reinigungsmitteln setzt die Industrie allein in Deutschland jährlich Milliarden um, und um das ständig zu steigern, werden wir allabendlich mit Werbung vollgedröhnt. So kaufen wir dann ständig irgendwelche überflüssigen Produkte, die wir am Ende gar nicht benötigen oder mit den gleichen Inhaltsstoffen bereits mehrfach zuhause im Schrank stehen haben.

Dabei kann man sich die essentiellen Reiniger für den Haushalt ganz leicht selbst herstellen und das für Centbeträge. Die sind mindestens genauso gut, wenn nicht sogar besser, und die Inhaltsstoffe sind wesentlich ungiftiger und für jeden überschaubar.

Generell kann man die Putzmittel im Haus in 2 Kategorien unterteilen: Küche und Bad. Im Bad ist eher ein Kalkreiniger gefragt, während man in der Küche hauptsächlich etwas gegen Fett benötigt. Beginnen wir mit dem Bad:

Kalk entfernt man mit Säure

Egal welche angeblichen Wunderformeln ein Kalkreiniger enthält, der kalklösende Inhaltsstoff darin ist immer eine Säure. Wir kennen das vom Essig, der Kalk deshalb löst, weil er ca. 5% Essigsäure enthält.

Andere gern verwendete Säuren sind z.B. Zitronensäure, Ameisensäure, Phosphorsäure (wie in Cola), Milchsäure, Amidosulfonsäure und viele mehr. Nehmt einfach mal einen Kalkreiniger bei euch zuhause in die Hand und schaut auf dem Etikett nach, welche Säure der Hersteller verwendet hat.

kalk

Dieser Reiniger verwendet Zitronensäure, um Kalk zu entfernen. Ausserdem enthält er Tenside, die Schmutz lösen und den Reiniger aufschäumen lassen. Der Rest besteht aus Konservierungsmitteln, Duftstoffen und Wasser.

Natürlich kann man auch gleich selber Zitronensäure nehmen und zusammen mit Wasser in eine leere Sprühflasche geben. Ein Spritzer Spülmittel ersetzt dabei die Tenside, das verbessert die Oberflächenbenetzung und wirkt auch gegen sonstigen Schmutz.

zitronensäure

Reine Zitronensäure kann man in Pulverform in jeder Drogerie und in vielen Supermärkten kaufen. Noch besser eignet sich allerdings Amidosulfonsäure, die löst Kalk bei niedrigen Temperaturen noch schneller als Essig oder Zitronensäure und verhält sich auch weniger aggressiv, weshalb man sie gerne zum Entkalken von Kaffeevollautomaten verwendet.
Leider kann man Amidosulfonsäure nicht wie Zitronensäure im Supermarkt bekommen (abgesehen von teuren Maschinenentkalkern), dafür aber günstig im Internet. Ein Kilo kostet so um die 5..10 Euro, davon kann man sich aber jahrelang einen 1A Kalkreiniger herstellen – oder günstig seinen Kaffeevollautomaten entkalken.

Amidosulfonsäure oder Zitronensäure erhält man für gewöhnlich in Pulverform. Für eine Konzentration von 1% benötigt man 10 Gramm auf einen Liter Wasser. Für 2% 20 Gramm, für 3% 30 Gramm usw.
Bei normalen Kalkbelägen und regelmässiger Anwendung sollten um die 1..2% schon völlig ausreichen. Bei hartnäckigen Kalkbelägen, wie sie oft bei sehr hartem Wasser auftreten oder wenn man nicht regelmässig putzt, kann man die Konzentration natürlich erhöhen.

Essig oder Essigessenz sind bereits flüssig, sollten vor Gebrauch aber ebenfalls verdünnt werden. Gerade Essigessenz mit 20..25% Säure ist viel zu stark, um sie unverdünnt anzuwenden. Auch hier ist eine Konzentration von 1..2% im Normalfall völlig ausreichend. Eine Überdosierung von Säuren kann langfristig gesehen sogar Oberflächen oder Fliesenfugen schädigen, das gilt natürlich für alle Kalkreiniger.

Tipp: Wer sich beim Putzen am Essiggeruch stört, sollte einmal den Orangen-Essigreiniger zum Selbermachen ausprobieren.

Soviel zum Bad, begeben wir uns in die Küche, dort benötigen wir hauptsächlich etwas gegen Fett:

Fett entfernt man mit Lauge

Okay, natürlich kann man Fette auch mit Tensiden, Alkohol, Zitrusölen usw. lösen, aber Laugen sind effektiv und billig, weshalb die meisten Küchenreiniger eben Laugen enthalten. Das kann beispielsweise Natriumhydroxid (Ätznatron) oder Kaliumhydroxid (Ätzkali) sein, welche dann in Wasser gelöst Natronlauge oder Kalilauge bilden.
Laugen haben die Eigenschaft, Fette zu verseifen, weshalb sie auch seit über tausend Jahren zur Herstellung von Seifen genutzt werden (Natronlauge bildet Kernseife,  Kalilauge bildet Schmierseife).
Selbstverständlich gibt es noch etliche andere Laugen, die die Hersteller verwenden, meist erkennt man sie schon am Namen. Wenn ein Küchen- bzw. Fettreiniger etwas enthält, das mit Natrium… oder Kalium… beginnt, handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um eine Lauge. Bei Natriumhypochlorit haben wir es beispielsweise mit Chlorbleichlauge zu tun, aber solche Keulen braucht man in einem normalen Haushalt eigentlich gar nicht.

Natürlich kann man sich aus Laugen wie z.B. Natriumhydroxid einfach selbst einen Küchenreiniger herstellen. Das ist ganz leicht, wenn man die empfohlenen Sicherheitsmassnahmen beachtet.
Für normale Fettverschmutzungen reicht jedoch schon die Verwendung von Natriumcarbonat. Der Umgang damit ist ungefährlich und es ist als Soda spottbillig in jeder Drogerie und in vielen Supermärkten zu bekommen.

soda

Egal ob „Reine Soda“ oder „Waschsoda“ auf der Verpackung steht, es handelt sich dabei um Natriumcarbonat. Das entfernt Fett mindestens genauso gut wie jeder andere Küchenreiniger, ist dabei aber wesentlich billiger und ergiebiger.

Der Fettfilter einer Dunstabzugshaube, kurz in warmes Wasser mit 3 EL Soda getaucht:

Fettfilter

Wie man sieht, wird auch Sodalauge spielend mit Fett fertig. Genauso leicht putzt man damit auch fettverschmutzte Oberflächen – einfach 2..3 EL Soda in einen Eimer warmes Wasser geben und mit einem Lappen loslegen. Bei grösseren Aktionen sollte man übrigens Handschuhe tragen, da auch das Fett aus der Haut gelaugt werden kann.

Man kann Soda aber auch mit Wasser in eine leere Sprühflasche füllen, so hat man seinen selbstgemachten Küchenreiniger immer griffbereit.
Eine genauere Beschreibung findet ihr hier: Küchenreiniger auf Soda-Basis

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Fazit

Es ganz einfach, sich seine eigenen Bad- oder Küchenreiniger herzustellen, am Ende sind die ganzen „Wunderreiniger“ auch nur einfache Haushaltschemie: Säuren gegen Kalk, Laugen gegen Fett.
Noch ein paar Tenside, Farb- und Duftstoffe dazu, der Rest der Flasche besteht aus dem Markenimage, das mit ein paar Millionen Euro mühsam aufgebaut wurde.

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Statt sich also für teuer Geld einen Kalklöser fürs Bad zu kaufen, kann man auch selbst ein paar Gramm Säure in Wasser geben. Oder etwas Soda für einen Küchenreiniger. (Beides zusammen geht übrigens nicht, da sich Säuren und Laugen gegenseitig neutralisieren).
Auf jeden Fall spart ihr damit einen Haufen Geld, jede Menge Plastikmüll und schont auch noch die Umwelt.
Mit Umwelt ist vor allem auch eure eigene Gesundheit gemeint, denn was da oft sorglos im Haushalt versprüht wird, ist bei weitem nicht so harmlos wie man denkt. Neben den eigentlichen Inhaltsstoffen sind auch die enthaltenen Aerosole, Duftstoffe und Konservierungsmittel problematisch, einige davon stehen im Verdacht, Allergien oder Asthma auszulösen.

Und zuguterletzt ist eine übertriebene Sauberkeit auch gar nicht nötig. Auch wenn die Hersteller uns erzählen, dass zuhause überall die bösen Bazillen lauern und wir uns mit ihren Desinfektionsmitteln und Chlorreinigern dagegen wehren müssten, so sind diese Reiniger nicht nur bei der Anwendung gesundheitsgefährdend, man sabotiert damit eventuell sein eigenes Immunsystem oder züchtet sich möglicherweise sogar resistente Keime heran. Vom versehentlichen Verschlucken durch Kinder ganz zu schweigen.

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Waschmittel selbst herstellen

Um sich sein eigenes Waschmittel herzustellen, benötigt man lediglich Kernseife und etwas Soda. Das stellt eine einfache und preiswerte Alternative zu gekauften Waschmitteln dar und die Wäsche wird mindestens genauso sauber.

Waschmittel1

Achtung: Dieses Waschmittel ist nicht für Wolle oder Seide geeignet.

Man kann sich entweder ein Waschpulver oder ein Flüssigwaschmittel herstellen. Ich bevorzuge Pulver, weil das in der Handhabung einfacher ist. Dafür zerkleinert man einfach ein Stück Kernseife mittels einer Küchenreibe.

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Je feiner das dabei entstehende Pulver, desto schneller löst es sich auch in der Maschine. Dann gibt man einfach nochmal die gleiche Menge Soda hinzu – fertig ist das eigene Waschpulver, das man anschliessend in einen verschliessbaren Behälter füllen kann. Leere Gurkengläser etwa sind dafür prima geeignet. Ausserdem kann man sie darin bequem durchschütteln und so die beiden Zutaten vermischen, ohne dass man den Staub dabei einatmet.
Zum Waschen reichen dann 2..4 Teelöffel zu jeder Wäsche, abhängig natürlich von Menge, Verschmutzungsgrad und der Wasserhärte.

Obwohl Soda den Kalk aus dem Wasser ausfällt und damit schon das Wasser enthärtet, kann man bei hartem Wasser ruhig noch einen zusätzlichen Enthärter hinzugeben. Die bekommt man im Supermarkt für wenig Geld, meist handelt es sich dabei um Pulver mit Zeolith. Das (oder andere Enthärter) ist auch in gekauften Waschmittel enthalten.

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Um ein Flüssigwaschmittel herzustellen, geht man im Prinzip genauso vor: Man gibt die geriebene Seife in heisses Wasser und rührt so lange, bis sie sich komplett aufgelöst hat, anschliessend kommt die Soda hinzu. Allerdings verdickt die Seifenlauge nach dem Erkalten wieder etwas und man muss eventuell mit Wasser nachverdünnen. Die richtige Konsistenz zu finden bedarf also einigen Ausprobierens und das Endprodukt sollte man vor Gebrauch dann immer nochmals durchschütteln. Daher bevorzuge ich das Waschmittel eher in Pulverform.

Ein halbes Kilo Soda kostet ungefähr 99 Cent, drei Stück Kernseife bekommt man ebenfalls unter einem Euro. Somit kann man für weniger als 2 Euro einen erheblichen Vorrat an Waschmittel herstellen, das entspricht nicht einmal einem Zehntel dessen, was man sonst dafür berappen muss.
Dabei steht die Waschleistung gekauften Produkten kaum nach, kommt dabei mit nur 2 überschaubaren Inhaltsstoffen aus und ist m.E. als „umweltverträglich“ zu bezeichnen.

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Nachdem ich nun das zweite Jahr mit dem selbstgemachten Waschpulver wasche, bin ich super zufrieden damit: Die Wäsche wird absolut sauber und es müffelt auch nichts mehr. Das Problem hatte ich zuvor nämlich gelegentlich mit gekauften Waschmitteln, vor allem bei dunklen Synthetiksachen.

Wer dem Waschmittel einen Duft hinzufügen möchte, kann ein paar TL einer Duftseife dazureiben. Das sollte natürlich ebenfalls eine Kernseife sein, beispielsweise eine Marseiller Seife mit klassischem Lavendelduft oder etwas Vergleichbares.

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